Steirischer Mariazellerweg 8/10

Veröffentlicht am 21. Juli 2016 um 20:34

Guten Morgen! Erneut haben wir eine erholsame Nacht gehabt!

Zu sehr wollen wir uns nicht an unser Superzimmer gewöhnen - welches wahrlich alle Stückerl spielt - denn heute geht es hinauf auf die Rotsohlalm. Dort wartet mit einem Nachtlager das krasse Gegenteil. Aber irgendwie freuen wir uns schon darauf. Vor allem ich, denn ich habe noch nie in einem Nachtlager auf der Alm geschlafen. Aber soweit sind wir noch nicht. Erst wird ordentlich gefrühstückt, denn wir brauchen Kraft und Energie. Es warten nämlich wieder unheimlich viele Höhenmeter auf uns.

Gestärkt beginnen wir unsere Etappe gleich am Hauptplatz von Mitterdorf im Mürztal. Wenig später stehen wir auf einer Brücke an der Mürz und beginnen nun mit dem Aufstieg auf die Hundskopfhütte. Zuerst latschen wir noch durch eine Siedlung, später gelangen wir dann auf einen Forstweg. Langsam aber doch gewinnen wir wieder an Höhe. Wir marschieren wieder durch den Wald von Lutschaun und gelangen schließlich zur Hundskopfhütte auf ca. 1000 Meter. Die Hundskopfhütte ist eine kleine bewirtschaftete Holzhütte, die leicht in einen Fels hinein geschlägert scheint. Neben der kleinen Terrasse kann man über eine Holzleiter den Fels bezwingen. An oberster Stelle thront eine Gams aus Metall, welche je nach Wetterlage in eine andere Richtung schaut. So sagt zumindest der freundliche Gastwirt. Und natürlich gibt es auf der Hundskopfhütte auch einen Hund.

Ein weiterer Wanderer aus der Gegend gesellt sich zu uns. Er ist aus der Gegend und begleitet uns einige Kilometer. Ein netter Zeitgenosse, der uns einiges über das Gebiet erzählt und bei Fernblicken erklärt, um welche Berge es sind handelt.
Zu dritt wandern wir am Hochreiter- und Wurmkogel vorbei. Wir befinden uns stets auf der Nordseite des Scheibsgrabens und können im Tal weitere Bauernbetriebe erkennen. Wir gelangen an jenen Ort, wo früher der Hubertushof stand, bevor er abgebrannt war. Dies war einst eine Wohlfühloase. Heute ist davon nichts mehr übrig geblieben. Aber den Weitwanderern könnte der Ort schon bekannt sein, denn hier ist der Zulauf der jüngeren Kärntner Mariazellerweg 06 Variante, die nun mit dem steirischen 06er einhergeht.

Hier trennen sich unsere Wege und unser netter Zeitgenosse marschiert weiter um den Scheibsgraben herum. Mein Vater und ich wandern jedoch eine Forststraße und viele Höhenmeter hinab bis zum Pretalsattel, dem Verkehrssattel zwischen Veitsch und Turnau.
Kurz vor dem Sattel werden wir kurz sentimental, denn wir haben jetzt die 165 Kilometer des oberösterreichischen Mariazellerwegs 06 geknackt und sind immer noch gut unterwegs. Somit haben wir unsere Weitwanderbestmarke überboten.

Am Pretalsattel treffen wir auf drei Radfahrer (33, 54 und 77 Jahre), die jeweils eine Generation vertreten. Der bewundernswerte 77-jährige Radsportler packt in seinem Alter noch immer den Pretalsattel und war auch nur eine Minute hinter den Anderen am Sattel eingetroffen. Respekt!

Doch wir sind noch nicht fertig. Wir müssen weiter Richtung Hohe Veitsch, Richtung Rotsohlalm. Und jetzt beginnt der wohl schwerste Abschnitt der gesamten Tour. Laut Wettervorhersage ist heute der heißeste Tag der Woche. Über 30 Grad drücken auf uns herab und wir stapfen über den Rücken des Einserkogels, auch Langeben genannt, hinauf. Dies ist lediglich ein ganz schmaler Steig und das Gras ist oft Kniehoch. Die Luft steht, der Dunst der nassen Gräser steigt auf. Es ist wie Bergwandern in einer Sauna mit Kräuteraufguß. Eine wirklich harte Prüfung und wir müssen öfter rasten.

Nach dem Einserkogel erhalten wir jedoch Trost, denn vor uns baut sich die mächtige Hohe Veitsch mit ihren fast 2000 Metern auf. Bei diesem Wetter hätte es sich Spass gemacht die Variante über die Veitsch zu gehen, doch das hätte uns wohl noch mehr Kilometer und Höhenmeter gekostet. Außerdem hätten wir nicht das Nachtlager im Programm gehabt.
Wir marschieren zwischen dem Schwarzkogel und dem Schallergraben hindurch und erreichen die Fadeneben. Hier zweigt unser Weg noch einmal westlich ab und wir gelangen ins Rabensteingebiet mit Erzvorkommen im Gestein.

Wenig später erreichen wir unser Etappenziel - die Rotsohlalm! Es handelt sich um zwei Holzhütten. Der vordere Bauteil ist für die Gastronomie da und hat eine Almterasse. Der hintere Teil ist das "Stadl" für das Nachtlager.

Bis auf einen älteren Herren der später noch dazustößt sind wir die Einzigen auf der Alm bzw. im Bettenlager. Wir beziehen die Betten an der Fensterseite mit Ausblick auf die Alm. Es gibt nur ein Waschbecken mit Kaltwasser. Irgendwie cool - im wahrsten Sinne des Wortes.

Langsam kehrt bei uns Feierstimmung ein, denn wir haben den 8. Tag gemeistert und haben nur noch 1,5 Tage vor uns. Die schwersten Etappen sind geschafft und wir sind von der Atmosphäre auf der Alm überwältigt. Die Sonne geht langsam unter und man weis, man hat eine Alm fast für sich alleine. Nur "Vroni", die Almwirtin bleibt über Nacht in der Almhütte und wir haben noch eine recht lustige Zeit. Als es langsam finster und kühler wird, verlagern wir unseren Plausch in die nette Gaststube. Es ist schon relativ spät als wir uns ins Bettenlager begeben, doch bevor wir ruhen, erhalten wir noch einen unbezahlbaren Blick in den weiten klaren Sternenhimmel. "Was sind das nur für Momente?" denken wir.

Es sollte noch eine volle Tagesetappe folgen, aber langsam kehrt das "Wir haben es geschafft" gefühlt ein. Doch dieses Gefühl wird noch auf eine sehr harte Probe gestellt. Und wie hart diese Prüfung für uns war, könnt ihr bei Etappe 9 nachlesen...

Tourdaten:

Distanz: ca. 22 Kilometer
Höhenmeter: ca. 1400
Abstieg: ca. 400
Zeit: ca. 7 Std. (waren wieder richtig flott unterwegs gewesen für unsere Verhältnisse)

                                                                                           

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