Von Aschbach-Markt auf den Sonntagberg
26 Kilometer - 770 Höhenmeter auf - 380 Höhenmeter ab
Das Finale steht vor der Tür. Bislang hatte ich mit dem Wetter ja großes Glück gehabt. Zwei Tage und zweimal rauschte die Front an und zweimal bin ich ihr entronnen. Und ihr glaubt ja nicht was, mir am letzten Tag widerfahren sollte. Kurzum, es war der Tag, wo ich wusste, und mir auch der aktuelle Wetterbericht bestätigte, dass es ab Mittag im Raum Sonntagberg zu teils heftigen Gewittern kommen sollte. Das war mir klar und beunruhigte mich daher nicht wirklich.
Ich legte meine Tagesplanung so an, dass ich schon sehr früh, gegen 7:00 morgens, das Gasthaus verlassen konnte. Somit sollte ich gerade um die Mittagszeit herum bereits am Sonntagberg ankommen und somit das Unwetter noch umgehen. Aber wie dem auch sei. Ich frühstücke und breche letztendlich auf, um diese Tour erfolgreich abzuschließen. Als ich am Hauptplatz stehe, ist keine Wolke am Himmel zu sehen. Nur der Wind weht etwas stärker vom Osten, aber im Norden sind keine Wolkenfelder zu sehen. Das ist schon mal gut so.
Ich verlasse Aschbach, überquere den Kumpfmühlbach und steige empor zum Schramenhof. Der angenehme Wind kühlt meine überhitzte Haut ab und es tut doch recht gut. Die Aussicht in den Westen hinein nach Seitenstetten ist umwerfend. Diesen Ort werde ich schon bald erreichen. Gleich unterhalb von meinem Weg, im Süden, befinden sich die Schienen der Westbahn. Über den Wipfelhof erreiche ich weiter westlich dann den Ort Krenstetten und seine Wallfahrtskirche. Die Beschaffenheit des Weges ist nun, ich würde sagen, sehr südniederösterreichisch bzw. oberösterreichisch zu beschreiben. Weite Hügellandschaft, aber mit wenig Bewaldung. Für Fernsichtfans wie ich einer bin einfach traumhaft. Weiter geht es auf den Markstein und Bubendorf hinab zu den Westbahnschienen, wo auch schon eine Unterführung auf mich wartet. Hier mache ich eine kurze Rast. Als ich nun einer Feldstraße westlich folge, erkenne ich erstmals im Südosten, dort wo ich der Sonntagberg aktuell aus meiner Sicht befindet, Quellwolken.
Nachdem ich den Flugplatz im Norden Seitenstetten erreiche, muss ich erneut eine Entscheidung treffen. Als ich die ersten Gewittertürme in Richtung Sonntagberg erblicke, möchte ich keine Zeit mehr verlieren. Und so lasse ich das Eck über Weidersdorf aus und folge gleich der Peter-Lisec-Straße in den Süden nach Seitenstetten. Aber so groß war der Umweg nun auch nicht. Trotzdem ersparte es mir wohl eine halbe Stunde. In Seitenstetten angekommen suche ich einen Supermarkt auf und verköstige mich noch einmal, bzw. fülle meine Wasservorräte auf. Ein kurzer Besuch beim Stift Seitenstetten lassen Erinnerungen an den Stift Altenburg vom NÖ Mariazellerweg wach werden. Über den Feldweg verlasse ich nun Seitenstetten, worauf der Weg seine Richtung nun komplett von Westen in den Südosten abändert. Er führt jetzt geradewegs auf den Sonntagberg zu. Doch zuvor muss ich noch einen weiteren Berg überwinden. Nach dem Schacherhof folgt nun der Aufstieg auf den Blümelsberg. Und auf der Höhe des Wildheurigen Kronawetters überkommt mich wieder dieser einmalige Fernblick, welcher mich nun endgültig in den oberösterreichischen Mariazellerweg von 2015 versetzt. Kein Wunder. Ich bin nun ganz in seiner Nähe. Und am Karl-Lammerhuber-Blick am Gerhartsberg verschlägt es mir dann die Sprache.
Erstmals kann ich die Basilika am benachbarten Sonntagberg klar und deutlich erkennen. Sie ist wahrlich ein Augenschmaus und ich hab das Gefühl, ich kann sie schon mit meinen Händen ergreifen. Doch zwischen uns liegt noch das Ybbstal. Doch auch klar erkennen kann ich nun die vorhergesagte Unwetterfront aus dem Süden. Und diese ist um einiges gewaltiger als noch jene vom Vortag. Und sie kommt schnell näher. Obwohl ich noch die Fernsicht am Gerhartsberg genieße, rauscht der Wind jetzt schon relativ heftig über das Hügelland. Ich sollte mich sputen. Ich spurte in den Graben über den Grübl zum Biberbach und muss sogleich entlang der Straße wieder empor zu den Höfen am Riedl und Moselberg. Am Linsberg riskiere ich noch einen Blick zum Sonntagberg. Die Unwetterfront fährt bereits seine Krallen aus. Es zieht zu und die Wolkentürme ober mir sind bereits so hoch, dass ich deren oberste Etage nicht mehr erblicken kann.
Über ein kleines Waldstück geht es nun relativ rasch talwärts in das Ybbstal und dem gleichnamigen Fluss Ybbs. Hier wartet bereits der Ort Rosenau am Sonntagberg auf mich. Es ist jener Ort, von dem ich dann später abreisen werde. Doch ich habe noch einen Job zu erledigen. Ich muss noch hoch zum Sonntagberg. Ich eile zur Sonnensiedlung am Fuß des Sonntagbergs und möchte nun mit dem Aufstieg beginnen, als ich ein lautes Donnern vernehme und einen Blitz aufleuchten sehe. Meine Laune fällt kurz in den Keller, denn wie es scheint, komme ich zu spät. Ich stehe vor dem Aufstieg auf mein Pilgerziel und würde jetzt vom Unwetter doch noch heimgesucht werden? Was nun tun? In Rosenau bleiben? Auf den Sonntagberg aufsteigen und hoffen das nichts passiert? Mit etwas Frust im Bauch bringe ich den Mut auf den Aufstieg zu wagen. Ich will die Basilika erreichen. Und dann passiert das, was ich heute wie ein klitzekleines Wunder empfinde. Noch am halben Weg hinauf, ich erreiche gerade eine Bauernhofweide, reißt die Wolkendecke genau über mir und dem Sonntagberg auf und die Sonne weist mir den Weg. Es ist wie ein Lichtkegel, der genau auf die Basilika deutet. Ich weiß, das liest sich kitschig, aber es ist die Wahrheit.
Kurz vor meinem Ziel hat die Sonne sogar wieder so viel Kraft, dass mir warm wird, bzw. der Asphalt der Sonntagbergstraße die Hitze aufkocht. Ich blicke in den Süden, dort ist alles tiefschwarz und ich höre es erneut donnern. Doch ober mir scheint noch immer die Sonne auf den Sonntagberg. Und dann ist es so weit. Ich steige die letzten Stufen zur Basilika hoch und berühre die Eingangstüre mit meinen Händen. GESCHAFFT !!!
Ich bin nicht alleine am Sonntagberg. Es finden gerade Sanierungsarbeiten statt und einige Bauarbeiter unterhalten sich. Ich stoße dazu und sehe, was sie so beunruhigt. Im Süden, nur wenige Kilometer von uns entfernt, geht das Gewitter nieder. Sogar Waidhofen an der Ybbs kann ich kaum mehr erkennen. Doch blicke ich auf die Basilika und in den Süden, ist das Wetter freundlich. Ich besuche die Basilika, zünde wieder drei Kerzen an, stürme den Andenkenladen und setzte zu meinem Abstieg nach Rosenau an. Das brodelnde Gewitter folgt mir zwar in den Westen, doch es zieht nicht her. Als ich den Bahnhof in Rosenau erreiche, zieht es dann aber doch zu. Und als ich in den Zug steige, beginnt es tatsächlich zu regnen. Exakt in dem Moment, wo sich die Tür der S-Bahn öffnet. Wieder kitschig? Aber genau so war es. Drei Tage lang wurde ich vom Unwetter verschont. Ich nehme das so hin und bin einfach nur dankbar darüber.
Mein Fazit:
Das Finale hielt, was es versprach. Da der oberösterreichische Mariazellerweg bei mir persönlich auf Platz 2 meiner liebsten Weitwanderwege liegt, fällt meine Objektivität eventuell sehr persönlich aus. Kurz gesagt, ich mag diese Gegend. Ich mag diese frei stehenden Hügel, diese Üppigkeit. Seitenstetten erschien mir sehr interessant, doch ich hatte leider wenig Zeit zu verlieren. Der Marsch über den Blümelsberg war dann noch einmal so ein richtiger Anheizer für die letzten Kilometer. Das Ziel klar vor Augen und doch hat man noch etwas zu tun. Die Basilika am Sonntagberg war genauso wie ich sie mir vorgestellt hatte. Es war genau der Ort, den ich damals schon 2015 eines Tages besuchen wollte und steht fast auf einer Stufe mit Mariazell. Die Aussicht war großartig. Dass ein sonniger Lichtkegel mich auf den Sonntagberg führte, während ringsherum scheinbar die Welt unterging, ist einfach nur ein zufälliges Naturschauspiel, oder? Aber eigentlich sehe ich das viel lieber als Symbol meiner kleinen Pilgerreise an. Das Licht, welches die Richtung zeigt. Oder man soll die Hoffnung nie aufgeben. Es kommt immer anders, als man es denkt. Man könnte viel hier einsetzen. Jedenfalls konnte ich sehr viel hier mitnehmen und bin sehr dankbar für diese Erfahrung.
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